Ein aufschlussreiches Interview!
Die Zeitschrift „Publik-Forum“ hat mit unserem Biolandwirt Tim Keller ein interessantes Interview darüber geführt, wie die ökologische Landwirtschaft wirtschaftet, über den Rückgang der Artenvielfalt und vieles mehr. Im folgenden können Sie eine Zusammenfassung des Artikels nachlesen. Das ganze Interview „Was machen Biolandwirte anders?“ finden Sie hier auf publik-forum.de!
[…] Straßen durchschnitten die Gemarkung, Neubaugebiete seien entstanden. Die Höfe würden heute blank gekehrt, große Hallen hätten die Scheunen ersetzt, in der früher Schwalben rein- und rausflogen.
Die Fenster seien heute wegen der Vogelgrippe geschlossen.
Offene Misthaufen, über denen die Fliegen schwirrten, gebe es nicht mehr. Auch unbewirtschaftete Ecken wie Feldraine, Gräben, Hecken oder Vogelgehölze, Rückzugsgebiete und Nahrungslieferanten für zahlreiche Tiere, sind vielerorts verschwunden.
All das ging zulasten der Artenvielfalt. Manche Landwirte wie Matthias Mehl versuchen gegenzusteuern.
An vier Stellen hat der Frankfurter Landwirt Blühstreifen gesät, um Insekten und Vögeln Nahrung zu bieten.
Solche Streifen, eine blühende Untersaat unter dem Getreide oder Pufferflächen zu Gewässern oder Waldrändern sowie Grünland, das nicht chemisch gedüngt und nur selten gemäht wird, das alles seien einfache Maßnahmen, die EU-weit zum Einsatz kommen könnten, um die Biodiversität wieder zu beleben, meint Rainer Oppermann, Leiter des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim.
Es sind Rezepte, die Biobauern kennen.
Tim Keller, der im Osten Hessens einen großen Bioland-Hof betreibt, schwärmt vom biologischen Wirtschaften. In seinem Maisfeld summe und brumme es im Sommer. Bei ihm wachsen dort am Boden Wildkräuter.
Eigens angelegte Blühstreifen braucht er nicht. Während konventionelle Bauern die Distel auf dem Acker stört, ärgert er sich, „wenn die Distel fehlt, weil sie Schmetterlinge anzieht„. Insekten und Vögel sind für ihn „wichtige Bausteine“ in der Natur, denn sie bestäuben, halten Schädlinge in Grenzen, sorgen für Vielfalt. „Wenn wir uns als Mensch herausnehmen, dort einzugreifen, hat das gravierende Folgen“, meint er. Sein Ertrag sei um die Hälfte niedriger als bei konventionellen Bauern. Doch er bekomme vieles, was mit Geld nicht aufzuwiegen sei.
Was wäre, wenn die Insekten komplett verschwinden würden? Das hätte gravierende Folgen auch für die Menschen. Immerhin sind sie wichtige Bestäuber. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sagt, die Tiere erbrächten weltweit kostenlose Dienstleistungen im Wert von 153 Milliarden Euro.
Müssten Menschen diese Arbeit erledigen, würden Kosten von mehreren Hundert Milliarden Euro entstehen.
Papst Franziskus sagt in der Umwelt-Enzyklika „Laudato Si´„, der Mensch habe kein Recht die Natur so zu verändern:
„Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln„.
Es ist Zeit zu handeln!
Und nicht allein EU, Politik und Landwirte können etwas tun.
Verbraucher können insektenfreundliche Saatgutmischungen im Garten aussäen, Bioprodukte kaufen, den ökologischen Fußabdruck verringern. Es ist noch nicht zu spät. […]
Artikelfoto: PixaBay.com